Hilfe, ich habe keine Milch mehr

Stillen war seit wenigen Tagen eine seltsame Angelegenheit geworden. Denn irgendwie waren meine Brüste stets so schlaff, als wären sie leer. Anfangs hatte ich das noch auf den unstillbaren Durst meines kleinen Sohnes geschoben. Aber jetzt machte alles Sinn. Der Kleine möchte ständig trinken, weil er einfach nicht satt wird. Mein Körper schafft es nicht, genügend Milch zu produzieren. Das Angebot-Nachfrage-System funktioniert plötzlich nicht mehr. Was ist nur los mit mir? 

Unsere Stillbeziehung hatte doch so traumhaft begonnen. Er hat noch im Kreißsaal zum ersten Mal getrunken, wusste sofort wie es geht. Dann wurde es zu einer unheimlich praktischen Routine, die wir, abgesehen vom Hunger stillen, zum Kuscheln, Nähe holen und geborgen fühlen, liebend gerne nutzten. Er bestimmte wann und wie lange, kam wann immer er es brauchte und wurde ganz nach Bedarf, nach seinen individuellen Bedürfnissen, gestillt. 

Also wie kann es sein, dass ich jetzt, nach drei Monaten, nicht mehr in der Lage bin, den Hunger meines Kindes zu befriedigen? Die ersten Wochen, ja sogar Monate, hatte ich doch eher zu viel Milch. Hätte mit Leichtigkeit zwei Kinder versorgen können. Wie ist es daher möglich, dass diese jetzt so wenig geworden ist? Was macht mein Körper da? Muss ich jetzt schon abstillen? Aber er ist doch noch so klein…

Das waren die Gedanken, die mich plötzlich nicht mehr losließen. Ich war wie erstarrt, fühlte mich so hilflos. Es war Freitagnachmittag und ich recherchierte im Internet nach hilfreichen Tipps für meine Situation. Nach Methoden, um es vielleicht doch noch irgendwie hinzubekommen. Die Stillberaterin aus der Gegend war leider schon im Wochenendmodus und vor Montag nicht mehr erreichbar, ich aber noch nicht einmal ansatzweise bereit unsere Stillbeziehung frühzeitig an den Nagel zu hängen.

Die nächsten Tage sollten entscheidend sein. Also trank ich literweise Stilltee, kuschelte viel mit meinem Baby und legte ihn sehr häufig an – wobei ich versuchte, dabei eine möglichst ruhige Umgebung zu schaffen. Zusätzlich dazu pumpte ich nach jedem Stillen die restliche Milch ab, auch wenn dabei nur wenige Milliliter herauskamen, was mich ehrlich gesagt anfangs noch mehr frustrierte. …aber es funktionierte…

So deprimierend die Situation zu Beginn auch war, das Durchhalten hat sich gelohnt. Von einen Tag auf den anderen war die gewohnte Milchmenge zurück. Ich hatte wieder gut gefüllte Brüste, mein Sohn trank deutlich länger und er war beim Saugen auch nicht mehr so irritiert – was wohl daran lag, dass er nichts bzw. nicht genügend hinausbekommen hat. Ebenfalls verlängerten sie sich die Pausen zwischen den Stillmahlzeiten. 

Ihr könnt euch vorstellen wie ich diesen Tag gefeiert habe. Ich war so erleichtert. Alle Sorgen und Ängste waren wie weggeblasen. Endlich hatte ich unsere gewohnte und so sehr geliebte Stillbeziehung zurück. 

Warum teile ich diese Geschichte hier mit euch? Ich möchte euch Mut machen. Wenn das Stillen nicht klappt, oder auch plötzlich nicht mehr klappt – so wie bei mir – bleibt dran. Vorausgesetzt natürlich, ihr möchtet das. Aber ja, es ist möglich, mit ein wenig Unterstützung, die Milchproduktion auf ganz natürliche Art und Weise zu steigern. Was ich euch hierbei allerdings noch empfehlen würde, ist, euch an eure Hebamme oder Stillberaterin zu wenden. Da habt ihr, abgesehen vom seelischen Beistand, auch noch einen Haufen Expertenwissen bei der Hand.

Eure 

Barbara